Bahn fahren gehört für jeden Studenten dazu, wie das Zähneputzen am Morgen, das Bierchen zum Grillen im Sommer oder WhatsApp auf dem Smartphone. Könnt ihr euch vorstellen, dass es Menschen gibt, die noch nie mit der Bahn gefahren sind? Nee? Ich auch nicht! Umso erstaunter war ich letzten Samstag, als ich mit zwei Freunden auf dem Weg in die Stadt war…
Ich wohne in einer Großstadt, in der du mit Bus und Bahn wesentlich komfortabler unterwegs bist, als mit dem Auto. Kein Verkehrschaos, keine roten Ampeln (ok Einschränkung Bus), kein Stau wegen eines Unfalls. Die Entscheidung, mit der U-Bahn in Richtung Rhein zu fahren war also am Samstag auch keine Diskussion wert – dachte ich zumindest. Aber: ein Freund, nennen wir ihn liebevoll Markus, ist zuvor in seinem Leben noch nie mit der Bahn gefahren…
Ich wurde mit so unglaublich großen Augen angestarrt, als das Wort „Bahn“ fiel, dass ich mich am liebsten in meinem Schneckenhaus verkrochen hätte. Nichts desto trotz: da musste er jetzt durch. Auf dem Weg zur Bahn war noch alles völlig in Ordnung. Angekommen an der U-Bahn-Station machte ich mich auf den Weg die Treppen hinunter… „Was? Müssen wir hier runter? Unter die Erde?“ Häää?? Habe ich mich verhört? Ich ignorierte die Frage und lief zum Gleis. Die Anzeige ließ erkennen, dass die Bahn in zwei Minuten einfährt. „Nächster Zug, Linie 15 – Ubierring“ Ein Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich bemerkte, wie Markus die Dame suchte, die die Durchsage gemacht hat. Er stieg aber dennoch ohne Widerworte mit in die Bahn. Klar, die Luft dort drinnen ist nie besonders gut, aber man kennt es und nimmt es eben hin. Der ekelerregte Blick meines Mitfahrers musste mich jedoch erneut zum Lächeln bringen, genauso wie das Umschauen nach einem etwas weniger menschengefüllten Plätzchen in der vollgestopften Bahn.
Festhalten? Er doch nicht. Die Stange haben ja schon unglaublich viele Menschen vorher angefasst. Doch nachdem die Bahn angefahren war und er fast am anderen Ende des Zuges landete, schien die Tatsache plötzlich vollkommen vergessen zu sein.
„Ist das immer so laut hier in der Bahn?“ Nee, die Fahrgeräusche sind nur jetzt da, wenn du gerade mit der Bahn fährst… Oh Mann!
Nächste Station, die Bahn hält, die Türen gehen mit einem lauten Geräusch auf. Jetzt war es vorbei bei mir. Ich konnte mein Lachen nicht mehr zurück halten, als ein etwas ängstlicher Blick in Richtung der offenen Türe ging.
Was konnte denn jetzt noch passieren? Richtig: nichts mehr! Alle für uns gewöhnlichen, alltäglichen und bahntypischen Gegebenheiten, Geräusche, Gerüche und das Ruckeln während der Fahrt hat er nun erlebt. Die nächste Station mussten wir sowieso raus, also machten wir uns auf in Richtung Türen. Blöd nur (für jemanden, der das erste Mal mit der Bahn fährt), dass die Türen an der Zielstation nicht öffneten. Selbst das wiederholte Drücken auf den „Türöffner“ brachte vorerst nichts.
Als die Türen sich dann doch noch öffneten war Markus der Erste, der aus der Bahn stürmte. Und das mit einem so erleichterten Blick, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe…
Wie ich an diesem Wochenende gemerkt habe: nicht jeder kommt aus einer Großstadt, in der die Fahrt mit der U-Bahn zum Alltag gehört. Vielleicht sollten wir ein bisschen toleranter sein, wenn wir in der U-Bahn jemanden mit großen Augen auf die Halteschlaufen blicken sehen oder einen unterdrückten Schrei hören, wenn die Bahn in das Dunkel des U-Bahntunnels einfährt. Es gibt schließlich auch Situationen, bei der wir mit uns unbekannten Gegebenheiten konfrontiert werden, auch, wenn’s nicht unbedingt bei einer U-Bahn-Fahrt ist.
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